Das Programm der Aufklärung hatte – nach Horkheimer und Adorno – seit je die Intention: Entzauberung der Welt als Bestimmung der Natur durch Kategorien des menschlichen Subjekts. Wie sie in der Antike die mythischen Götter kontinuierlich durch ontologische Wesenheiten ersetzte durch Prinzipien philosophischen Denkens, so verfolgte aufklärendes Denken seit dem Ausgang des Mittelalters den Wahrheitsanspruch eben dieser Wesenheiten als Superstition. Die gegen platonische und aristotelische Metaphysik gerichtete Aufklärung der Neuzeit war rein nominalistisch orientiert. Was aus der Bestreitung einer metaphysischen Universalienrealität resultiert, ist ein Chaos bloßer Einmaligkeiten. Erst das koordinierende Denken der Wissenschaft und Ökonomie gliederte sie – nachträglich – in begriffliche Ordnungen, so die herrschende Auffassung.
Diese Ordnungen folgen einem gesellschaftlichen Interesse: das einzige, das nach dem Fortfall einer metaphysischen Ordnung auftreten kann. In seinem Dienste sind die Phänomene durch Quantifizierung der menschlichen Vernunft zu unterwerfen. Der Begriff der Quantifizierung von Gegebenem meint ein Zerlegen der natürlichen Dinge in kalkulierbare Größen, das sie ausbeutbar macht. Zu solcher Quantifizierung liefert die nominalistische Philosophie – angefangen von Ockham bis zu Carnap – durch ihre Ablehnung eines metaphysischen Ansichseins des Empirischen die Ideologie: Wesenloses kann ausgebeutet werden, denn es ist wehrlos. Die nominalistische Entwertung der Natur entspricht der neuzeitlichen Ökonomie. Ebenso wie für diese gilt auch für jene das Postulat des permanenten Fortschritts. Der Reduktion von Natur zum Material der ökonomischen Ausbeutung korrespondiert ihre Umsetzung in szientifische Aussagen. Ihr letztes Ziel erreicht Aufklärung in der reinen Immanenz des Positivismus: einem universalen Tabu gegenüber jedem Gedanken, der in der Ökonomie sowohl wie in der Wissenschaft und in der Philosophie das System transzendierte.
All das ist von Horkheimer und Adorno reflektiert worden (vgl. M. Horkheimer, Th. W. Adorno, Dialektik der Aufklärung, 1947, vgl. besonders 13-57). Aber sie wiesen keinen Ausweg: nicht, wie aufklärendes Denken anders möglich wäre. Sie erkennen die Selbstzerstörung der die Aufklärung als nominalistische verfällt, ohne jedoch die philosophisch geschichtlichen Ursachen bezeichnen zu können, welche die Aufklärung in den Bannkreis des Nominalismus geraten ließ. Wohl wird von Adorno – zwanzig Jahre später – in seiner Negativen Dialektik (1966) die Forderung erhoben: Kritik an der traditionellen Metaphysik dürfe nicht im Nominalismus enden – vielmehr müsse sie zu einem geläuterten Begriff des Wesens führen (vgl. 162-170). Völlig ungeklärt aber bleibt der systematische sowohl wie der philosophiegeschichtliche Zusammenhang zwischen dem, was er unter „Wesen“ versteht, und der Kategorie des Wesens, welche die Stifter der abendländischen Metaphysik, Platon und Aristoteles, zur ontologischen Begründung empirischer Dinge inaugurierten (vgl. 179 f.).
Wie bei Adorno fehlt auch bei Horkheimer eine Rechtfertigung der eigenen Position vor der bisherigen Philosophie: insbesondere die Erkenntnis, was an der realistischen und der nominalistischen Doktrin richtig, was falsch wäre. Wo er durch genaue Analyse der beiden Hauptrichtungen der abendländischen Philosophie einen legitimen Standort hätte gewinnen müssen, herrscht vor allem bei ihm Unklarheit über die philosophische Basis der „Kritischen Theorie“ (vgl. hierzu besonders Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, 1967, 15 ff.).Wichtig für eine Fortführung der kritischen Theorie wäre im Zusammenhang einer Untersuchung über ihren philosophischen Kern auch die Frage gewesen, inwiefern Ausbeutung der Arbeiterklasse ein Modell ist für die von Marx noch nicht gesehene Ausbeutung der Natur. Das Subjekt der Verelendung ist tiefer zu fassen: nämlich als ausgebeutete Natur, die gegen ihre sinnlose Ausbeutung revoltiert, indem sie den Menschen die Möglichkeit ihrer Subsistenz Stück für Stück entzieht.